Beifuss - Heilkraut gegen Malaria und Krebs

 

In Afrika stirbt alle 30 Sekunden ein Kind an Malaria. Zwar gibt es Medikamente gegen die Krankheit, doch die Armen können sich wirksame Medikamente oft nicht leisten. Dabei ist gegen Malaria ein Kraut gewachsen. Das chinesischen Beifußgewächs ist in Südostasien schon lange als Heilmittel bekannt. Klaus Strub baut genau diese Pflanze in Nierstein an und möchte damit armen Menschen in Afrika helfen.

 

Heilkraut gegen Malaria

 

Auf dem Acker von Strub in Nierstein wächst etwas ganz Besonderes. Umgeben von Weinbergen baut er hier auf einem halben Hektar das chinesische Beifußgewächs an. Das Kraut hört auf den Namen "Artemisia Annua". Es stammt ursprünglich aus Südostasien und wird dort seit Jahrtausenden als Heilmittel verwendet. Genau auf dieses Wissen vertraut der gelernter Biolandwirt. Er ist mittlerweile im Ruhestand. Der Anbau der Artemisia ist jedoch mehr als ein Hobby: Er möchte Malaria-Patienten in Afrika helfen

Viele Malariatote

In Afrika hat er immer wieder selbst erlebt, wie sehr die Menschen an Malaria leiden. Neun von zehn Menschen, die an Malaria sterben, stammen aus Afrika. Das Klima ist nur ein Grund für die hohe Sterblichkeitsrate in Afrika. Stadtdessen ist die Armut der Menschen die Hauptursache: Zwar gibt es bereits Medikamente gegen Malaria, doch für viele - wie zum Beispiel in Eritrea oder im Sudan - sind diese oft zu teuer. Ältere Medikamente können sie bezahlen, aber gegen diese haben sich Resistenzen gebildet. Sie wirken oft nicht mehr. Dennoch werden sie noch immer in großen Teilen Afrikas an die Erkrankten verabreicht.

Tee im Kampf gegen Malaria

Das chinesische Beifußgewächs "Artemisia Annua" könnte das ändern. Es enthält den Wirkstoff Artemisinin. Seit 2010 wird es von der Weltgesundheitsorganisation offiziell als Mittel gegen Malaria anerkannt. In neueren Medikamenten ist der Wirkstoff bereits enthalten, der aufwändig aus der Pflanze isoliert wird. Er wird dann in Kombination mit älteren Wirkstoffen zu einer Tablette gegen Malaria verarbeitet. Klaus Strub ist der Meinung, dass bereits ein Teeaufguss von der Pflanze helfen kann. Der Vorteil: Auch ärmere Menschen können sich den vergleichsweise billigen Tee leisten.

Klaus Strub möchte Malaria-Patienten mit dem Heilkraut helfen.

Schon täglich zwei Tassen Tee - über zehn Tage eingenommen - können bereits gegen Malaria helfen. Doch laut Strub dürfe man sich nicht nur auf den Wirkstoff Artemisinin versteifen: "Es gibt noch 30 weitere relevante Wirkstoffe", sagt er. Sie alle sind in den Blättern der Artemisia Annua enthalten. Ihnen wird nachgesagt, dass sie gegen Malaria helfen können. Klinische Studien gibt es jedoch nicht. "Wir können nichts beweisen. Klinische Studien kosten Millionen. Wir haben das Geld nicht", sagt Strub. Doch seine Erfahrung gebe ihm recht: "Tausende von Malaria-Patienten sind gesund geworden."

Einheimische sollen sich selbst helfen können

Klaus Strub ist von der Wirkung der asiatischen Pflanzen überzeugt. Er verdient mit dem Anbau der Heilpflanze nichts. Hierzulande kosten 100 Gramm der Blätter rund 30 Euro, er verlangt 6 Euro. So sollen sich die Menschen in Afrika das Kraut leisten können. Damit er die Heilpflanze so günstig verkaufen kann, macht er alles ehrenamtlich. Bei der Ernte und dem Trocknen der Blätter packen seine Familie und Freunde mit an.

Die getrockneten Artemisia-Blätter können später als Tee verwendet werden.

Die fertig getrockneten Blätter liefert er an die Organisation Anamed, die wiederum die Blätter in Plastikfässern direkt in afrikanische Länder schicken. Außerdem möchte man die Menschen in Afrika dazu bringen, die Pflanzen selbst anzubauen: "Wir müssen natürlich den Samen hinbringen und ihnen zeigen, wie sie ihn kultivieren können." Deshalb war Klaus Strub in der Vergangenheit schon öfter in afrikanischen Ländern unterwegs, um den Einheimischen sein Wissen über das chinesische Beifußgewächs aber auch anderen Heilpflanzen zu vermitteln. Vor allem junge Leute möchte er so erreichen, die die Vielzahl der Heilkräuter nicht mehr kennen.

Hilft das Kraut auch gegen Krebs?

Erste Hinweise sprechen dafür: Artemisia kann auch gegen Krebs helfen.

Als Molekularbiologe und Professor für Pharmazie beschäftigt sich Thomas Efferth von der Universität Mainz schon seit Jahren mit dem chinesische Beifußgewächs und den darin enthaltenen Wirkstoff. Auch er ist von der Wirkung des Artemisinins überzeugt. Das konnte er in Labvorversuchen nachweisen. Doch der Wirkstoff könnte sogar gegen Krebs eingesetzt werden. Laut dem Wissenschaftler gibt es hierfür klare Hinweise. Tatsächlich wird der Wirkstoff neben der gängigen Schulmedizin als Ergänzung bereits heute in Deutschland angewandt. "Es ist tatsächlich auch so, dass die Artemisia gegen einige Krebsarten wirkt", sagt auch Klaus Strub. Doch auch hier fehlen bisher belastbare klinische Studien.

Hintergrund: Was ist Malaria?

Malaria ist eine der häufigsten Tropenkrankheiten weltweit. Sie wird durch die Weibchen der Anopheles-Mücke verbreitet. Sticht die Mücke den Menschen, gelangen beim Saugen kleine Parasiten in das Blut. Im Körper vermehren sich die Parasiten und greifen die roten Blutkörperchen an. Sie werden regelrecht gesprengt. Das Immunsystem reagiert darauf mit hohem Fieber. Außerdem kommt es zu Blutarmut und schweren Organschäden. Vor allem Kinder sind gefährdet: Ihr Immunsystem baut sich nach der Geburt erst langsam über mehrere Jahre auf. So ist jeder fünfte Todesfall bei afrikanischen Kindern auf Malaria zurückzuführen. Auch wenn sie die Krankheit überleben, kann ihre Entwicklung durch die Krankheitsschübe nachhaltig gestört werden.

https://www.swr.de/natuerlich/niersteiner-hilft-in-afrika-heilkraut-gegen-malaria/-/id=100810/did=18172600/nid=100810/1u3cqeq/index.htmlAutor: Pascal Kiss

Stand: 25.10.2016, 17.28 Uhr

Mit grüner Chemie gegen Malaria

Ein neues Produktionsverfahren könnte den Wirkstoff Artemisinin weltweit für Millionen Infizierte zugänglich machen

https://www.mpg.de/11951749/malaria-wirkstoff-artemisinin